Schwelm. (jast) "Bitte, ziehen Sie eine Nummer und warten Sie, bis Sie an der Reihe sind!" Die Schwelmer Theatergruppe "Scusi?!" stellte ihr neues Stück "Virtual Reality" vor.
Das Theaterensemble ließ im Jugendzentrum Schwelm zur fröhlichen Einstimmung bereits vor seinem Auftritt die Korken knallen. Auf der Bühne zeigte es sich anschließend bei ausverkauftem Haus von seiner schönsten Seite. Präsentiert wurde eine Groteske von Ramon Pierson.
Bissig offenbarte Scusi mit einem satirischen Augenzwinkern, wie es auf irgend einem Amt der Welt zugehen könnte: Der Musiker Frank Otis, gespielt von Enzo L. Caruso, geht zum Amt, um eine einfache Erlaubnis für seine Musik auf der Straße zu erhalten, doch vom ersten Augenblick an verliert er sich in einem verwirrenden Labyrinth aus Räumen und Regeln und ist den launischen Beamten hoffnungslos ausgeliefert. "Bitte, ziehen Sie eine Nummer und setzen Sie sich! Warten Sie, bis Sie an der Reihe sind!"
Von Raum zu Raum schwindet die Vernunft, und der Adrenalinspiegel steigt. Alles scheint wie ein Traum, der nicht enden will. Oder wohl eher: Es wirkte wie ein virtuelles Computerspiel. Dieser Eindruck wurde dem Publikum besonders durch die Lichteffekte und die Computerstimme vermittelt, die das Stück stoppte mit der Begründung: "System überlastet! Level wird neu geladen!"
Die überzeichneten Situationen, wie beispielsweise das Vergehen der Jahreszeiten, also das einjährige Warten im Amt - tagein, tagaus - sowie das plötzliche Auftreten des "schwarzen Mannes" mit Sense sorgten für das Amüsement der Besucher. Schallendes Gelächter der Zuschauer erfüllte das Jugendzentrum, als der Hauptdarsteller Otis eine laute Debatte mit der schlagfertigen Sekretärin, die von Miriam Brandenburg verkörpert wurde, führte.
Amüsante Dialoge, witzige Mimik und perfekte Einfühlung in die Charaktere waren die Eigenschaften, die die Zuschauer immer wieder begeisterten und große Heiterkeit verbreiteten.
Das Publikum zum Lachen bringen, damit hat Scusi mittlerweile Erfahrung; seit knapp fünf Jahren existiert die Gruppe und hat sich mit selbstgeschriebenen Stücken, wie "Butterbrot" und "Honigmond", bereits einen Namen gemacht. Doch die Wurzeln liegen tiefer als man denkt: Bereits im Kindes- und Jugendalter sammelte das nun zehnköpfige Ensemble, als damalige Schauspielergruppe des Jugendzentrums, Erfahrungen im Aufführen und Vorführen von Bühnenstücken, bis dann die Gruppe vor rund fünf Jahren zu einem freien Theaterensemble - Scusi - wurde. Seitdem entzückt die Gruppe ihre Fangemeinde mit ihren Stücken und mit kurzen Auftritten beim Heimatfestabend. Es bleibt also nicht mehr viel zu sagen - außer, dass Scusi ein brillanter Teil des Schwelmer Kulturlebens ist.
Quelle: Westfalenpost vom: 18.12.2002